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Leistungssport – Trampolinturnen
Eine Philosophische Betrachtungsweise
Leistungssport ist nach Dsinas Ansicht die erfolgreiche Übertragung und Vermittlung der Schönheit menschlicher Bewegung.
Die Frage der Schönheit ist allerdings eine axiologische. In historischer Sicht war Schönheit mit schöpferischer und freier Betätigung verknüpft, hauptsächlich hergeleitet aus griechischer und Renaissance-Ästhetik, in denen die Schönheit noch keine metaphysische Stellung eingenommen hatte. In der modernen Industriegesellschaft wird diese schöpferische und freie Bestätigung ein Mittel zur Selbstverwirklichung, und die Schönheit menschlicher Bewegung wird hier in hohem Maße eine dialektische Einheit von Technik und Stil.
Erst die korrekte Technik des menschlichen Bewegens erlaubt eine bestmögliche Lösung bestimmter physikalischer Aufgabenstellungen, z. B. eines Saltos rückwärts mit ganzer Schraube. Wer ein bestimmtes Bewegungsgebiet (z.B. Trampolinturnen) beherrschen möchte, muss sich mit der zugehörigen funktionell-technischen Voraussetzung identifizieren, sie in sich aufnehmen und sie an seinen persönlichen Voraussetzungen ausrichten. Sie wird die beherrschte Technik ein Zeichen der Fähigkeit des Einzelnen, sie dem persönlichen Verlangen unterzuordnen. Durch die so erworbene Technik wird immer – zu einem gewissen Grad – die Persönlichkeit des Einzelnen hervortreten. So schafft der Aktive eine Bewegungsstruktur, die das unverkennbare Zeichen der Persönlichkeit trägt, die einen Aktiven vom anderen unterscheiden.
Schönheit bildet die Grundlage des leistungsbezogenen Trampolinturnens; und Schönheit führt letztendlich zu den höheren Formen der ästhetischen und kunstgerechten Kommunikation. Wenn man die Schönheit analysiert, kann man sie als einen „spezifischen Wert“ ansehen, der durch die Beziehung einiger Faktoren in der sogenannten Bewertungssituation definiert. Es sind dies:
- der Wertende (beim Trampolinturnen der Trainer/Kampfrichter);
- das Bewertete (die Übung des Aktiven);
- die Wertungskriterien, durch welche Schönheit anerkannt wird (die Summe aller Kenntnisse und Auffassungen über Ästhetik, die der Wertende erworben hat, in diesem Beispiel die Trainer und Kampfrichter) und
- die Umgebung, in der sich die ästhetische Wechselwirkung zwischen Aktivem und Gerät (das Trampolin) vollzieht.
All diese sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren treffen während des Ablaufs eines Trainings oder Wettkampfes zusammen und treten in der Persönlichkeit des Schöpfers einer Bewegung oder Bewegungsfolge zutage.
Die Bewegungstechnik
Wenn wir gute Trampolinturner (oder Aktive irgendeiner anderen Bewegungsart) beobachten, wird eine detaillierte Analyse zeigen, dass ihre Bewegungen viel Gemeinsames haben, und diese gemeinsamen Eigenschaften sind Techniken. Diese Techniken können als das gemeinsame Ergebnis rationalisierter Methoden betrachtet werden oder von Erfahrungsvorgängen, die die Grundvoraussetzung bilden für den Erwerb von Geschick im Trampolinturnen oder auf irgendeinem anderen Bewegungsgebiet, ob es bei Arbeit, Sport, Tanz oder allgemeiner Bewegung ist.
Um leichter die Rolle bewerten zu können, die die Technik in der menschlichen Bewegung spielt, ist es zweckmäßig, sie in drei Entwicklungsphasen einzuteilen. Die Grundphase ist die Aufbauphase, welche durch Wiederholung bestimmt wird, und mit der eine Standardtechnik erlangt wird. Mit Standardtechnik, erhöhter Geübtheit und wachsender praktischer Erfahrung nimmt der technische Bewegungsablauf eine relativ gefestigte Form an. Die Stabilisierungsphase ist nun erreicht. Hier macht die Technik keinen Fortschritt, sondern nimmt einen hemmenden Charakter an. Diese einschränkende Eigenschaft, die die Fortentwicklung der Bewegung bremst, wird als hemmende Belastung auf die motorische Tätigkeit empfunden. Die nächste, die Differenzierungsphase, macht den Weg frei für verschiede Auffassungsrichtungen und ihre eigenen Trainingsmethoden; und dieses Stadium könnte als puristisch beschrieben werden.
Gemäß dieser Analyse zeigt die Technik den Entwicklungsstand der Bewegung an, die der Aktive in seinem Kampf um die Beherrschung seiner natürlichen Anlagen und seiner Umgebung erreicht hat.
Aspekte des Stils
Der Eindruck der Schönheit in einer Bewegung ist ihre körperliche Ausführung, die sich an die sinnliche Wahrnehmung richtet. Die Persönlichkeit des Aktiven bereichert die Technik, die erworben worden ist. So kann man Begriffe wie „persönlich geprägte Technik“ oder den „persönlichen Stil“ des Aktiven einführen. – Um den Begriff „Stil“ noch genauer zu definieren, ist es nötig, dazu ergänzende Aspekte zu untersuchen.
- Stil ist symptomatisch für angeborene Werte, das sind physiologische und psychologische. Es ist wichtig zu erkennen, dass eine Störung des Grundkonzepts der Schönheit einer Bewegung im Vortragsstil auftreten kann. Dies geschieht besonders, wenn die erforderliche Technik nicht der geistigen und körperlichen Entwicklung des Einzelnen entspricht. Diese Situation muss vom Trainer erkannt werden, wenn er in der Trainingsphase bestimmte Aufgaben formuliert; andernfalls werden niemals die gesteckten Ziele (Schönheit und daher Leistung) erreicht.
- Im Vortragsstil wird ein Stadium erreicht, in dem sich die Einstellung des Aktiven zu einer Bewegung ändert, und diese veränderte Beziehung, verbunden mit einer gefestigteren Einstellung des Aktiven zu der Bewegung, mündet schließlich in die Entfaltung des Ausdrucks, der auch mit Anmut beschrieben werden kann. Diese Werte „Ausdruck“ und „Anmut“ stellen einen weiteren Aspekt des Stils dar.
- Auch eine einfache Bewegung auf dem Trampolin wie Springen wird beeinflusst durch wechselnde Bedingungen wie: von der Mitte des Trampolins zur Seite abkommen oder die Ausrichtung des Aktiven auf ein bestimmtes Ergebnis. Hier begegnen wir der individuellen Dialektik der inneren und äußeren Faktoren. Objektive äußere Bedingungen können nur mittels der inneren spezifischen Bedingungen (angeborene Werte, das heißt physiologische und psychologische wie z.B. Motivation) bezwungen werden, abhängig von der besonderen Persönlichkeit des Aktiven. Die Kenntnis dieser Faktoren ist nicht nur bei der Auswahl der bestmöglichen motorischen Lösung hilfreich, die der Situation angemessen ist, in der die Tätigkeit stattfindet, sondern auch für den Stil der daraus hervorgehenden Bewegungen.
Die Ausprägung des Stils entsteht daher durch unmittelbares Erkennen der Realität und wird durch die mittels Training angesammelte Erfahrung des Einzelnen gestaltet. Eine physikalische Bewegung stellt eine komplexe Struktur dar, die durch selektives Erkennen der aktuellen Erfordernisse und Berücksichtigen der zurückliegenden Erfahrungen im Training bestimmt wird. Daher beruht Stil in der Technik nicht nur auf zurückliegenden Erfahrungen in der Trainingsphase zur Bewältigung einer unmittelbaren Situation, sondern auch auf der Fähigkeit des Aktiven, angemessene Voraussetzungen für seine künftigen Bewegungen zu schaffen.
Wenn dieses Trainingsstadium erreicht ist, kann der Aktive die besondere motorische Fertigkeit planen und verwirklichen, die eine physikalische Aufgabenstellung löst. So wird ein dynamisches Arbeits- und Steuerungssystem entwickelt, das es dem Einzelnen ermöglicht, schnelle Orientierung, Auswahl und Entscheidung in Wertungssituationen zu erreichen und gleichzeitig die erforderlichen motorischen Antworten zu geben, die (soweit menschenmöglich) die Vermittlung der schönen Bewegung als ästhetische Form der Kommunikation gewährleisten.
Die Einheit von Technik und Stil
Die Schönheit menschlicher körperlicher Aktivität gründet im Stil einer beherrschten Technik – in der dialektischen Einheit von Technik und Stil. Es ist wichtig festzuhalten, dass die Beziehung zwischen Technik und Stil wegen der Integration zweier dynamischer und kollidierender Anteile veränderlich ist, die ihr Beispiel auf allgemeiner Ebene in der dialektischen Einheit von Subjekt und Objekt, dem Allgemeinen und dem Besonderen sowie dem Genormten und dem Ungenormten finden.
Ergebnis
In dieser Interpretation von Leistungssport sehen wir die Schönheit als die Grundlage der Bewegung. Sie wird ein allgegenwärtiger Maßstab in jenen Körperbewegungen, in denen der Aktive nach höheren Graden seiner Ausführung strebt. In ihrem Zusammenhang mit lebenswichtigen menschlichen Beziehungen, die der Mensch durch seine Selbstformung erwirbt, wird sie eine der grundsätzlichen menschlichen Bedürfnisse; ein Bedürfnis, das wir als Trainer und Pädagogen befriedigen müssen. Die logische Befriedigung dieses grundsätzlichen moralischen Bedürfnisses ist die bewertete Vorführung schöner Bewegung als ein Mittel ästhetischer und kunstgerechten Kommunikation.
Das ist Leistungssport.
In diesen schwierigen Zeiten, passt auf euch auf, bleibt gesund und munter. Euer Podcaster, Vlogger und Blogger
David Pittaway
Diese Informationen gibt es auch als Podcast.