DTBs Fachgebiet Trampolinturnen: Zwischen Olympia-Träumen und harten Realitäten Teil 2 – 2023 – Blog

DSINA grüßt euch

In diesem Bericht befassen wir uns mit dem dritten von fünf relevanten Weltcups, die als Qualifikationskriterien für die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris festgelegt wurden.

Es ist allgemein bekannt unter denen, die sich für den Trampolinsport interessieren, dass sich Deutschlands Trampolinturner und Turnerinnen nicht für die Olympiade 2020/2021 in Tokio qualifizieren konnten. Die Gründe hierfür sind in zahlreichen Podcasts, Blogs und Vlogs dokumentiert. Nun stellt sich die Frage: Was haben die Trainer im Fachgebiet Trampolinturnen und die aktiven Sportler unternommen, um die Fehler von damals, sprich 2019 bis zu den aktuellen Qualifikationswettkämpfen, also den Weltcups 2023, zu korrigieren?


Halbfinale im Trampolin World-Cup erkämpft
07.10.2023 18:29

https://www.dtb.de/trampolinturnen/news?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Bnews%5D=12366&cHash=15294e618310df01d1c87452b87247c9

Leonie Adam und Matthias Schuldt konnten sich für das Halbfinale beim World-Cup im Varna qualifizieren.

Mit dem World Cup in Varna / Bulgarien geht der Kampf um die Olympia-Qualifikation der Trampolinturner/innen in die nächste Runde. Bei den Frauen reichten 52.57 Punkte und ein Qualifikationsplatz 23 für Leonie Adam, um das Halbfinale zu erreichen. Aileen Rösler … am Ende standen 51,41 Punkte für sie in der Ergebnisliste mit Platz 38.

Fabian Vogel (57.41 Punkte, 31. Platz), Caio Lauxtermann (57.24 Punkte, 33.Platz) und Matthias Pfleiderer (57.21 Punkte, 35. Platz) turnten nahezu identische Punktzahlen mit guten Übungen. An einigen Stellen ließen sie Punkte liegen, die für den Sprung in Halbfinale fehlen.

Matthias Schuldt turnt ins Halbfinale der Männer

Als letzter deutscher Turner ging Matthias Schuldt ins Rennen. … im zweiten Durchgang zeigte er sich souverän, erturnte 58.41 Punkte und Platz 15 in der Qualifikation. Somit ist er am Sonntag im Halbfinale der besten 24 Turner dabei.

Platz 16 für Leonie

Leonie überzeugte im Halbfinale mit neuer Jahresbestleistung von 53.53 Punkten und konnte sich auf Platz 16 turnen. Damit holt sich ein paar Punkte für die Olympia-Qualifikation. Nicht optimal lief es dagegen bei Matthias Schuldt im Halbfinale: Er kam beim zweiten Sprung zu nah an die Seite und landete den dritten leider draußen. Dafür gab es nur 12.33 Punkte und Platz 22.


Sieger der World Cup Serie
08.10.2023 18:57

https://www.dtb.de/trampolinturnen/news?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Bnews%5D=12367&cHash=8c431a7d9257277c82b02824081137c6

Mit Bronze beim letzten World Cup des Jahres sichern sich Fabian Vogel und Caio Lauxtermann den Sieg im Gesamtweltcup.

Gold im Gesamt World Cup

In der Endabrechnung aller World Cups in 2023 konnten sich Fabian und Caio den Gesamtsieg holen. Nach Platz fünf in Palm Beach / Florida, der Silber-Medaille in Coimbra / Portugal und der Silber-Medaille in Baku / Aserbaidschan reichte die Bronze-Medaille in Varna für den Sieg in der World Cup Serie 2023.


DSINA

Bezüglich der Überschriften „Sieger der World Cup Serie“, „Gold im Gesamt World Cup“ & „Sieg im Gesamtweltcup“ im Kontext des Synchronwettbewerbs beim Weltcup ist einiges zu relativieren. Erstens: Im Hinblick auf Deutschlands Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 ist das Synchronturnen irrelevant. Die dominierende Nation im Trampolinturnen 2023 ist China. Interessanterweise nimmt China nicht einmal am Synchronwettbewerb teil, da dieser weder für die Olympiaqualifikation notwendig noch zielführend ist.

Der Synchronwettbewerb ist besonders interessant für Nationen, die im Einzelwettbewerb eher geringe Chancen auf vordere Plätze haben. Beim Synchronturnen ist alles möglich, weshalb es eine attraktive Option darstellt, in der Qualifikationsrunde eines Wettkampfs sowohl das Halbfinale als auch das Finale zu erreichen. Dies kann für bestimmte Nationen, in diesem Fall Deutschland, für positiven Schlagzeilen sorgen.

Wenn wir den DTB und sein Fachgebiet Trampolinturnen betrachten, insbesondere die Bundestrainerin Katarina Prokesova, war sie überglücklich über den 3. Platz im Synchronturnen, da sie eine positive Nachricht verkünden konnte. „Sieg im Gesamtweltcup“ war auch die herausstechende Botschaft in der Berichterstattung über den dritten Weltcup in Varna.

Wer hinter diesen Schlagzeilen schaut, wird mit einem ganz anderen Bild konfrontiert. Die beiden Athleten, Fabian und Caio, konnten mit ihren jeweiligen 31. und 33. Platzierungen im Einzelwettbewerb keine Olympischen Qualifikationspunkte erzielen – Punkte, die sie dringend für Deutschlands Teilnahme an den Spielen in Paris gebraucht hätten.

Ein weiteres Beispiel für die These, dass „Der Synchronwettbewerb insbesondere für Nationen interessant ist, die im Einzelwettbewerb wenig Chancen auf vordere Plätze haben“, ist Matthias Pfleiderer. Der langjährige Bundeswehrsoldat und Perspektivkader-Athlet, der zudem Europa- und Weltmeister im Synchronturnen ist, hat 2023 seine Ambitionen im Synchronturnen zurückgestellt, um sich gemeinsam mit seinem Trainer und dem langjährigen ehemaligen Cheftrainer des DTB, Michael Kuhn, auf den Einzelwettbewerb und die olympischen Qualifikationswettkämpfe zu konzentrieren. Trotz seines Titels als Europa- und Weltmeister im Synchronturnen hat Matthias in drei Weltcups lediglich 1 von 180 möglichen Olympischen Qualifikationspunkten erreicht. Damit ist er bereits vorzeitig aus dem Rennen für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen ausgeschieden.

Obwohl Caio als „Sieger der World Cup Serie“ im Synchronturnen gefeiert wird, hat er in drei Weltcups keinen der 180 möglichen Olympischen Qualifikationspunkte erzielt. Daher ist auch er, trotz seines Titels, bereits vorzeitig aus dem Rennen für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen ausgeschieden.

Natürlich freut sich der DTB über alle positiven Meldungen, und die Erfolge im Synchronturnen sind für alle Beteiligten durchaus erfreulich. Aber so erfreulich diese Erfolge auch sind, sollte man nicht vergessen, dass die Disziplin Synchronturnen im Vergleich zum Einzelwettbewerb eine Randerscheinung darstellt. Nicht ohne Grund hat der langjährige Sportdirektor Wolfgang Willam vor einigen Jahren die Disziplin Synchronturnen in Deutschland abgeschafft, um sich auf bessere Ergebnisse im Einzelwettbewerb zu konzentrieren.

Zu den Verlierern des ‚Olympischen Zyklus‘ gehört auch die amtierende Deutsche Meisterin Aileen Rösler. In den bisherigen drei Weltcups hat Aileen von 180 möglichen Olympischen Qualifikationspunkten lediglich vier Punkte erreicht. Damit ist auch sie bereits vorzeitig aus dem Rennen für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen ausgeschieden.

50% der deutschen Nationalmannschaft konnten von möglichen 540 Punkten nur fünf Punkte erturnen. Das bedeutet, dass 50% der Nationalmannschaft bereits vorzeitig aus dem Rennen um Deutschlands Teilnahme an den Olympischen Spielen ausgeschieden sind.

Von alldem wird weder berichtet noch kritisch hinterfragt.


Themen Wechsel

Ein Vergleich zwischen drei Weltcups 2019 und die von 2023

2019

Fabian Vogel erreichte mit 107,650 Punkten den 30. Platz und erhielt damit 1 Punkt von möglichen 60.

Matthias Pfleiderer erhielt wiederum 0 Punkt von möglichen 60.

Matthias Schuldt nahm an 2 Olympiaqualifikationswettkämpfen sprich Weltcups in 2019 teil, Khabarovsk Russland und Valladolid Spanien und ergatterte dabei keine Olympiaqualifikationspunkte.

Aileen Rösler nahm nach ihrer Verletzung 2018 an 2 Olympiaqualifikationswettkämpfen sprich Weltcups in 2019 teil, Khabarovsk Russland und Valladolid Spanien und ergatterte dabei jeweils 2 und 7 Olympiaqualifikationspunkte, insgesamt 9 Punkten.


Vier Jahre später …

Im Jahr 2023 nahm Aileen an allen bisherigen drei Weltcups teil, konnte jedoch ihre Punktzahl von 2019 nicht übertreffen. Damals, 2019, waren Weißrussland und Russland an den Olympiaqualifikationswettkämpfen beteiligt, das heißt, die Konkurrenz war 2019 stärker als in 2023. Vier Jahre und drei Weltcups später hat Aileen, wie bereits erwähnt, von den 180 zu vergebenen Olympiaqualifikationspunkten lediglich 4 Punkte erreicht. Somit ist sie aus dem Rennen um eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris 2024.

Dies dient als repräsentatives Beispiel für das gesamte Trainer- und Aktiven Team der Nationalmannschaft und wirft folgende Frage auf:


Wo ist die positive Entwicklung der Leistung erkennbar?

Die deutsche Nationalmannschaft und andere Nationen profitierten von dem Ausschluss der russischen und weißrussischen Athleten hinsichtlich der Punktevergabe 2023 zur Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Dennoch konnte die deutsche Nationalmannschaft aus dieser vorteilhaften Lage keinen Nutzen ziehen.

Man kann nicht nur von einem Stillstand in der Leistungssteigerung sprechen. Vielmehr haben der DTB und das Fachgebiet Trampolinturnen ihre Leistungsstandards basierend auf den Leistungsansprüchen der Trainer und Aktiven aus den Bundesleistungszentren immer wieder nach unten korrigiert. Tatsächlich gibt es nach der Sportreform von 2016 in Deutschland laut Definition weder einen Perspektivkader noch Bundesleistungszentren im Trampolinturnen.

Ein interessantes Detail ist, dass die Bundestrainerin Katarina Prokesova und der selbsternannte Cheftrainer für Trampolinturnen, Michael Kuhn, einige Informationen wohl lieber nicht publik machen möchten.

Zum Gedächtnisauffrischen: Beim ersten Olympia-Qualifikationswettkampf in Coimbra erzielten zwei Drittel der Nationalmannschaft, also 66 %, lediglich einen Punkt.

Beim zweiten Olympia-Qualifikationswettkampf in Palm Beach erzielten wiederum zwei Drittel der Nationalmannschaft, also 66%, keine Punkte.

Beim dritten Weltcup und Olympia-Qualifikationswettkampf in Varna war es dasselbe Bild: Zwei Drittel der Nationalmannschaft, also wieder 66%, kamen auf null Punkte.

Man könnte dies ironisch als „konstante Leistung“ im negativen Sinne bezeichnen.

Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die deutsche Nationalmannschaft vom DTB-Bundestrainerin Katharina Prokesova sowie weiteren hauptamtlichen Trainern unterstützt wird. Dazu gehören unter anderem zwei ehemalige und langjährige Bundestrainer: Michael Kuhn (DTB-Cheftrainer) und Jörg Hohenstein (Bundestrainer für den Nachwuchs). Sie alle arbeiten in den Bundesleistungszentren und fördern dort die Athleten vermeintlich optimal.

Wie sieht es also mit Deutschlands Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris aus?


Realitätsscheck:

Beim Weltcup in Varna haben erneut zwei Drittel, das bedeutet vier von sechs Athleten aus dem sogenannten Perspektivkader, die von Hauptamtlichen Trainern in Bundesleistungszentren gefördert werden, bemerkenswerterweise 0 Punkte für Deutschlands Qualifikation zu den Olympischen Spielen erzielt.



Varna 3. OS-Quali


Punkte



Leonie
15 von 60
Aileen
0 von 60
Caio
0 von 60
M-Pfleiderer
0 von 60
M. Schuldt
9 von 60
Fabian
0 von 60



Kaum zu glauben, aber das ist der aktuelle Leistungsstand der Nationalmannschaft.


DSINA:

Vergleichen wir die Ergebnisse der Weltcup-Qualifikationswettkämpfe für die Olympischen Spiele aus dem Jahr 2019 mit denen von 2023.

2019:

Nach drei von insgesamt sechs Weltcups präsentieren wir hier eine Halbzeitbilanz der deutschen Nationalmannschaft.


Baku PunkteMinsk PunkteKhabarovsk /RUSOS Quali Punkten




von 180 Punkten
Leonie Adam5 von 607 von 600 von 6012
Silva Müller8 von 601 von 601 von 6010
Aileen RöslerDNSDNS2 von 602
M. Pfleiderer3 von 6013 von 600 von 6016
Fabian Vogel8 von 604 von 601 von 6013
Kyrylo0 von 6011 von 60DNS11
Lars Fritzsche4 von 600 von 603 von 607
Matthias SchuldtDNSDNS0 von 600

Die sogenannte Stammmannschaft von Deutschlands besten Turnern und Turnerinnen 2019, auch als „Perspektivkader“ bezeichnet, konnte von den insgesamt zu vergebenden 1080 Punkten für die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020/21 lediglich 60 Punkte erzielen.

Gemäß der Sportreform von 2016 konnte damals jedoch kaum von einem „Perspektivkader“ gesprochen werden.


2023

Nach dem 3. Weltcup in Varna konnten die 6 Athleten des Perspektivkaders von den insgesamt 1080 möglichen Punkten 68 Punkte erzielen.


Combra PunktePalm BeachVarna PunkteOS Quali




von 180 Punkten





Leonie001515
Aileen0404
Caio0000
Matthias P1001
Matthias S80917
Fabian1516031

Nochmals stellt sich die Frage: Was haben die Verantwortlichen für das Trampolinturnen, also der DTB-Spitzensport und die Hauptamtlichen Trainer in den Bundesleistungszentren, in den letzten vier Jahren geleistet? Es wäre übertrieben zu sagen, sie hätten nichts getan. Sie waren aktiv, doch ihre Bemühungen waren kontraproduktiv.

Es werden Millionen in das Fachgebiet Trampolinturnen investiert – doch mit welchem Ergebnis? Wo sind die Fortschritte in den Einzelwettbewerben? Die Tatsache bleibt bestehen: Der DTB im Bereich Trampolinturnen scheint nicht in der Lage zu sein, sich selbst zu regulieren, geschweige denn zu reformieren – im Gegenteil.

Und noch einmal: Was ist mit den jährlichen Kontrollmechanismen seitens des DOSBs und der PotAs-Kommission geschehen? Darauf gibt es eine kurze Antwort:

NICHTS.


Das Fachgebiet Trampolinturnen hat sich zu einem Selbstbedienungsladen entwickelt. Ein Ort, an dem weder Kontrollmechanismen noch Sanktionen zu befürchten sind. Infolge dessen wird wenig geleistet, während man sich selbst großzügig bedient und belohnt hat.


Wie immer: Bleibt gesund und munter!
Eure Podcaster, Blogger und Vlogger,

David Pittaway.

Als Sportbegeisteter, Trampolin Enthusiast und immer für unsere Sportart mit dem Herzen dabei hat Dave sehr viel in der Vergangenheit erreicht.
Jetzt ist es Zeit einiges an Wissen an die nächsten Generationen weiterzugeben.

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