2019 war der 2. OS-Qualifikationswettkampf ein Desaster
2. Weltcup Minsk 2019
Trampolinturner holen Punkte für Olympiaqualifikation
25.04.2019
Link zum DTB-Bericht
Auch beim zweiten Worldcup des Jahres in Minsk sichern sich fünf von sechs DTB-Startern Zählbares für eine Teilnahme 2020 in Tokio.
Matthias Pfleiderer (TV Immenstadt) sorgte in Weißrussland für das beste Ergebnis aus deutscher Sicht. Die 108,875 Punkte, mit denen der 23-Jährige den 18. Platz von mehr als 90 Teilnehmern belegte, bedeuteten für ihn eine neue persönliche Bestleistung auf internationaler Ebene. Knapp dahinter landete Kyrylo Sonn (MTV Bad Kreuznach) mit 108,65 Punkten auf dem 20. Platz. Der Europameiserschaftsfünfte hatte die Schwierigkeit seiner Kür diesmal etwas heruntergeschraubt, um wieder mehr Sicherheit aufs Tuch zu bekommen. Das zahlte sich aus. Vereinskollege Fabian Vogel vergab durch eine Sprungwiederholung eine bessere Platzierung als den 27. Rang mit 107,35 Punkten. Lars Fritzsche (TGJ Salzgitter) erwischte derweil einen schwarzen Tag, an dem er keine seiner beiden Übungen durchturnte.
Bei den Frauen belegte Leonie Adam (MTV Stuttgart) mit 99,840 Punkten den 24. Platz, Silva Müller (MTV Bad Kreuznach) folgte mit 99,060 Punkten auf Rang 30. Am Start waren hier 65 Turnerinnen.
„Ich bin sehr zufrieden“, resümierte DTB-Teammanager Patrick Siegfried.
Erneut hätten sich die deutschen Turnerinnen und Turner als „fleißige Punktesammler“ erwiesen und dabei Starter aus anderen Nationen hinter sich gelassen, die beim Saisonauftakt in Baku noch besser waren. Bei den insgesamt sechs Worldcups, die für die Olympiaqualifikation zählen, erhalten die jeweils 30 Besten Punkte.
Seit die Entscheidung ab 2019, das Augenmerk nicht mehr auf die ‚Time of Flight‘, sprich die Höhe der Übung und die Haltungsnoten zu legen, ist die eingeleitete strategische Vorgehensweise der letzten 2 Jahre zunichte gemacht worden.
Mit welcher Auswirkung?
Trampolinturner holen Punkte für Olympiaqualifikation
Auch beim zweiten Worldcup des Jahres in Minsk sichern sich fünf von sechs DTB-Startern Zählbares für eine Teilnahme 2020 in Tokio.
Das stimmt, aber welche zählbaren Punkte haben die sechs DTB-Starter für eine Teilnahme an der Olympiade 2020 in Tokio nach zwei Weltcups ergattern können und was sagt der DTB-Teammanager dazu?
„Ich bin sehr zufrieden“, resümierte DTB-Teammanager Patrick Siegfried. Erneut hätten sich die deutschen Turnerinnen und Turner als „fleißige Punktesammler“ erwiesen
Zur Erklärung, nur die Top 30 des jeweiligen Weltcups bekommen Punkte für die Teilnahme an den Olympischen Spielen.
Platz 1 bekommt 60 Punkte, Platz 30 1 Punkt. Schauen wir was die, ich zitiere, „…die deutschen Turnerinnen und Turner als „fleißige Punktesammler“ …“ gesammelt haben.
Baku | Minsk | Von 120 Punkten | ||||
Rang | Punkte | Rang | Punkte | |||
Leonie | 26 | 5 von 60 | 24 | 7 von 60 | 12 | |
Silva | 23 | 8 von 60 | 30 | 1 von 60 | 9 | |
Matthias | 28 | 3 von 60 | 18 | 13 von 60 | 16 | |
Fabian | 23 | 8 von 60 | 27 | 4 von 60 | 12 | |
Kyrylo | 0 | 0 von 60 | 20 | 11 von 60 | 11 | |
Lars | 27 | 4 von 60 | 0 | 0 von 60 | 4 |
Von 120 Punkten wohl gemerkt.
Das ist das Ergebnis nach 2 Weltcups, sprich nach 1/3 der zu vergebenden Punkte für einen Qualifikationsplatz zur Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio/Japan.
Es freut mich, dass der DTB-Teammanager mit den Ergebnissen „sehr zufrieden“ ist, denn dies ist ein weiterer Beleg dafür ist, wie die Verantwortlichen die Augen vor der tatsächlichen Situation im Fachgebiet verschließen.
Es ist auch ein Beleg dafür, mit wie wenig sich die Verantwortlichen im Fachgebiet Trampolinturnen zufriedengeben.
Zitat:
„Matthias Pfleiderer sorgte in Weißrussland für das beste Ergebnis aus deutscher Sicht.
Die 108,875 Punkte, mit denen der 23-Jährige den 18. Platz von mehr als 90 Teilnehmern belegte, bedeuteten für ihn eine neue persönliche Bestleistung auf internationaler Ebene.“
Das mag sein und ich freue mich für ihn, weil Matthias in den letzten zwei Jahren so gut wie gar nichts gelungen war. Wie auch immer, eine einheitliche strategische Vorgehensweise der Nationalmannschaft ist nicht zu erkennen. Matthias nahm 4 Wochen nach dem Weltcup in Baku, in dem er eine Übung mit dem Schwierigkeitsgrad von 16,20 turnte, am Aalsmeer-Flower-Cup in Holland teil. Im Finale turnte er eine Übung mit einem Schwierigkeitsgrad von 17,10.
Ich gehe davon aus, dass Matthias diese Übung im Training geübt hat ansonsten hätte er sie wahrscheinlich nicht turnen können geschweige denn durchturnen können. Knapp 5 Wochen später turnte Matthias eine 16,20 Schwierigkeit beim Weltcup in Minsk und erreichte mit der Übung den 22. Platz, mit einer Durchschnittsnote in der Haltung von 7,60. Alle Haltungswerte unter 8,00 sind auf dieser Wettkampfebene weder konkurrenzfähig noch zukunftsorientiert und zwar unabhängig vom Schwierigkeitsgrad einer Kürübung.
Die Frage ist, ‚Wäre es nicht besser gewesen, die Übung mit dem Schwierigkeitsgrad von 16,20 so lange und konsequent geübt zu haben, bis die Haltungsnote auf mindestens 8,00 verbessert worden wäre? Das hätte vermutlich auch seinen Horizontal Display (HD) Wert von 9,20 verbessert.
Das sind geschenkte Punkte, die weder Matthias noch dem Erreichen der Qualifikation für die Teilnahme an den Olympischen Spielen dienlich sind.
Der Teammanager sagte, ich zitiere,
„Knapp dahinter landete Kyrylo Sonn (MTV Bad Kreuznach) mit 108,65 Punkten auf dem 20. Platz.
Der Europameisterschaftsfünfte hatte die Schwierigkeit seiner Kür diesmal etwas heruntergeschraubt, um wieder mehr Sicherheit aufs Tuch zu bekommen. Das zahlte sich aus.“
Hier sehen wir, dass sich die Vorgehensweise der Verantwortlichen auch bei Kyrylo fortsetzt. Beim Flower Cup turnte er eine neue Kürübung mit einem erhöhten Schwierigkeitsgrad.
Was war das Resultat?
Beim 7. Sprung hat er seine Übung beenden müssen. Noch einmal, um die Übung mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad zu turnen, musste Kyrylo im Vorfeld zum Flower Cup die Kürübung mit dem erhöhten Schwierigkeitsgrad geübt haben. Die Frage ist, wieso? Beim Weltcup in Baku erturnte Kyrylo mit einer misslungenen Kürübung gerade noch den 51. Platz und bekam somit keine Punkte für seine mögliche Teilnahme an den Olympischen Spielen.
Nochmal, ich Zitiere:
„Der Europameisterschaftsfünfte hatte die Schwierigkeit seiner Kür diesmal etwas heruntergeschraubt, um wieder mehr Sicherheit aufs Tuch zu bekommen. Das zahlte sich aus.“
Das stimmt überhaupt nicht.
Was sich nicht auszahlte war die verlorene Zeit die er in eine Übung mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad gesteckt hat und die er von vornherein für die Weltcups nicht gebraucht hätte. Bei den Europameisterschaften 2018 turnte er genau die gleiche Übung wie in Minsk, mit dem Unterschied, dass er knapp ein Jahr zuvor in der Qualifikationsrunde 111,725 Punkte erturnt hat. In Minsk, 11 Monate später, turnte Kyrylo wie geschrieben den gleichen Schwierigkeitsgrad aber mit einem ganz anderen Resultat, sprich mit einem Ergebnis von 108,840 Punkte.
Das sind 2,885 Punkte weniger als 11 Monate zuvor und dass bei einer Europameisterschaft, das sind 11 Hundertstel weniger als 3,00 ganze Punkte von seinem Potenzial entfernt.
Die Zeit für Experimente ist längst vorbei! Mit einem ähnlichen Ergebnis wie bei den Europameisterschaften 2018 würde Kyrylo in der Lage sein, sich aus eigener Kraft für die Olympiade qualifizieren können. Dies wird definitiv nicht der Fall sein, wenn der Teammanager und die Trainer zu diesem Zeitpunkt noch mit verschiedenen Übungen experimentieren.
Aufgrund dessen kann ich nicht konform gehen mit dem Kommentar des Teammanagers des DTB der behauptet, dass sich die Reduzierung des Schwierigkeitsgrads für den Weltcup in Minsk ausgezahlt hat.
„Vereinskollege Fabian Vogel vergab durch eine Sprungwiederholung eine bessere Platzierung als den 27. Rang mit 107,35 Punkten.“
Er mit Silva Müller sind zwei Beispiele für Aktiven, die die höchste Fördermöglichkeit in Deutschland bekommen, sprich, Sportsoldat der Bundeswehr und Sportpolizistin der Polizei. Mittlerweile ist Silva Müller seit 2018 aus dem Polizeidienst entlassen. Beide sind, um es diplomatisch auszudrücken, Minimalisten und daher ist es keine Überraschung, dass die beiden seit geraumer Zeit keine Fortschritte gemacht haben.
Ich Zitiere
„Lars Fritzsche (TGJ Salzgitter) erwischte derweil einen schwarzen Tag, an dem er keine seiner beiden Übungen durchturnte.“
Zitat Ende
Bei den Frauen belegte Leonie Adam (MTV Stuttgart) mit 99,840 Punkten den 24. Platz.
Warum wundert mich das nicht?
Leonie ist durchaus in der Lage, einen besseren Platz bei den Weltcups zu erreichen aber seit der WM 2018 in St. Petersberg ist sie weit davon entfernt ihre Leistung von damals zu wiederholen.
Warum?
Ganz einfach, erstens ist Leonie Deutschlands Nr. 1 im Frauenbereich und als solche wird sie vom Teammanager, wie auch Silva, Deutschlands Nr. 2, überall mitgenommen und zwar unabhängig von der Leistung, die sie erbringen.
Zweitens, die zwei wichtigsten Komponenten, ToF und Haltung, spielen in 2019 für die Teilnahme an den Weltcups eine untergeordnete Rolle in der Beurteilung einer Übung.
Drittens, die Qualifikationskriterien für die Weltcups werden gelockert mit dem Ergebnis, dass die Aktiven mehr Spielraum bekommen haben, sprich weniger leisten mussten um bei den Weltcups dabei zu sein.
Leonie erreichte im November 2018 bei der WM den 10. Platz mit einer Punktzahl von 54,310 Punkten und verfehlte das Finale um 0,15 Punkte.
Kürübung Execution ToF Schw. HD Total
DTB-Kriterien 16,00 Kombi 16,00 = 32,00 53,000
Leonie WM 2018 16,30 Kombi 16,01 = 32,31 13,10 8,90 54,310
Leonie verpasste einen Finalplatz bei den Weltmeisterschaften nicht weil sie zu wenig Schwierigkeit in der Kür hatte.
Sie verpasste das Finale, weil sie mit 8,90 Punkten im ‚Horizontal Display‘ zu viel gewandert ist.
Wie dem auch sei, Leonie bekam in Minsk 52,295 Punkte. Das sind mehr als 2 Punkte weniger als bei den Weltmeisterschaften im November 2018.
Das sind die besten Beispiele für diese These, die Ergebnisse von Kiri bei der EM 2018 und Leonie bei der WM 2018.
Zum Schluss, hier erneut Patrick Siegfrieds Kommentar zu den beiden geturnten Weltcups und die erturnten Punkte der deutschen Nationalmannschaft.
„Ich bin sehr zufrieden“, resümierte DTB-Teammanager Patrick Siegfried. Erneut hätten sich die deutschen Turnerinnen und Turner als „fleißige Punktesammler“ erwiesen.“
Baku | Minsk | Von 120 Punkten | ||||
Rang | Punkte | Rang | Punkte | |||
Leonie | 26 | 5 von 60 | 24 | 7 von 60 | 12 | |
Silva | 23 | 8 von 60 | 30 | 1 von 60 | 9 | |
Matthias | 28 | 3 von 60 | 18 | 13 von 60 | 16 | |
Fabian | 23 | 8 von 60 | 27 | 4 von 60 | 12 | |
Kyrylo | 0 | 0 von 60 | 20 | 11 von 60 | 11 | |
Lars | 27 | 4 von 60 | 0 | 0 von 60 | 4 |
Von 120 Punkten.
Wir können nur hoffen, dass sich die ‚Perspektivkader‘ beim Weltcup in Khabarovsk/Russland steigern können.
Geschrieben mit bestem Wissen und Gewissen und im Sinne der Sache.
Mit sportlichen Grüßen
David Pittaway
Link zum DTB Bericht