Eine Ankündigung
Ein Zeitpunkt zum Nachdenken, vor allem, wenn man nicht gesund ist. Zeit, um Ordnung in mein Leben zu bringen, sage ich mir selbst. Dann gewinnt Optimismus die Oberhand. Plane für ewiges Leben, sagen sie, jeden Tag so leben, als ob es dein letzter wäre. Gute Ratschläge natürlich, aber schwer danach zu leben wenn man noch Unerledigtes zu regeln und eine geliebte Familie hat.
Vermutlich ist das der Grund, warum Aristoteles uns geraten hat, den „Sterbebett-Test“ zu machen; sprich, uns geistig vorzustellen, dass wir nur noch diesen einen Tag zu leben haben und um nachzufragen: ‚Wie würden wir unser Leben bewerten?’ Was will ich hinterlassen, und für wen? Welches persönliche Erbe hinterlasse ich? Ich hoffe, dass ich meiner Familie, einigen engen Freunden und anderen dir mir lieb sind, einige Erinnerungen von mir als Person hinterlassen kann. Wenn es irgendeine Art von Unsterblichkeit gibt dann bleibt es in den Köpfen und Herzen der anderen.
Manchmal frage ich mich: „Was wird die Erinnerung meiner Familie an mich sein, welcher Teil von mir wird in ihren Herzen und Köpfen bleiben, sollte ich sie heute verlassen? Die offensichtliche Antwort ist, wenn ich ehrlich bin, etwas beunruhigend! Wir alle sind anpassungsfähig und schlüpfen in unserem Leben in verschiedene Rollen, wir sind verschiedene Menschen in verschiedenen Situationen. Ich war nicht die gleiche Person in meiner Arbeit wie zu Hause und ich bin sicher nicht die Person, die ich sein möchte, wenn ich elterliche Pflichten in Bezug auf Disziplin ausübe.
Es gibt eine jüdische Tradition in dem sie ihre Erben unter anderem ihre Überzeugungen und Werte hinterlassen in der Hoffnung, dass sich die Nachkommen diese Werte zu Eigen machen werden.
Als Realist könnte und möchte ich nicht so vermessen sein um zu sagen, wie andere leben sollten vor allem nach meinem Tod aber ich habe für meine Familie Briefe geschrieben. Briefe, die erst nach meinem Tod geöffnet werden und in denen ich meine Hoffnungen für jeden von ihnen darstelle, sowie ein paar Worte zu dem, was ich in meinem Leben als am wichtigsten empfunden habe. Die Briefe werden von jetzt an jedes Jahr aktualisiert. Wenn ich ehrlich bin, sind sie mehr für mich selbst von Nutzen als umgekehrt, sie zwingen mich, meine Gedanken zu fokussieren. Es ist meine Version von Aristoteles‘ „Sterbebettübung“.
Ich bin nicht wie T.S. Eliots Webster, der vom Tod besessen war. Jedoch denke ich, wie Aristoteles, dass man es nur am Ende seines Lebens wirklich beurteilen kann. Ich setzte mir selbst das Ziel so zu leben, wie in meiner imaginären Lobrede und zwar in der Zeit, die mir noch bleibt. Bis die meisten von uns soweit und dazu bereit sind, befinden wir uns buchstäblich auf unserem Sterbebett. Zu spät?
Es ist immer verlockend die Bestandsaufnahme über unser Leben vertagen zu wollen, während wir ja mit dem jetzigen Leben noch beschäftigt sind. Selbsterkenntnis kann eine bittere Medizin sein. In den meisten Tragödien sind es die Protagonisten die es zu spät erkennen. Als Johann Wolfgang von Goethes Faust die Fehler seiner Wege sah war es zu spät, er war tot.
Während ich an meinem Computer sitze und diese Worte schreibe erkenne ich in diesen schwierigen Zeiten erneut, wie vergänglich das Leben ist, wie inkonsequent all unsere Bemühungen sind aber wie wertvoll einige Teile und Erfahrungen davon sind. Wertvoll wegen der Menschen die ich auf meinem Lebensweg traf, der Familie, die ich habe und wegen meiner Bildung die all dies ermöglichte. Die Zeit, die mir noch bleibt, mit dem und mit denjenigen zu verbringen, die ich liebe, muss ein Bonus sein.
Ich habe es nicht nötig und sollte deshalb auch nicht zynisch sein. Der große Psychologe Erich Fromm kam zu dem Entschluss, dass trotz aller Schwierigkeiten, „Die Liebe die einzige zurechnungsfähige und zufrieden stellende Antwort auf das Problem der Existenz ist.“ Die meisten von uns beginnen mit hohen Hoffnungen und Ambitionen, entschlossen, wie ich es war und hoffentlich noch bin, Fußspuren zu hinter lassen.
Voltaire sagte einmal:
„Wie unendlich klein ist die Bedeutung von all dem was ich tue, aber wie unendlich wichtig ist es, dass ich es tue.“
Deshalb habe ich in den letzten zwei Jahren mit sehr großem Interesse weiterhin die Ereignisse und Ergebnisse der verantwortlichen Trainern / Trainerin und deren Aktiven bei den Weltcups verfolgt. Immerhin waren und sind die Weltcups die Qualifikationswettkämpfe für Deutschlands Teilnahme an den Olympischen Spielen 2021.
Es kann nicht geleugnet werden, bezogen auf die Ergebnisse der Weltcups 2019/20, dass etwas nicht stimmen kann. Fakt ist, die verantwortlichen Trainer & die Trainerin und deren Aktiven stecken selbstverschuldet in einer tiefen Krise.
Aufgrund dessen, habe ich mich entschlossen zwei Jahre nach Beendigung meiner Tätigkeit als Teamchef für das Fachgebiet Trampolinturnen, im ‚Sinne des LEISTUNGSSPORTS Trampolinturnen‘ als ‚Inhaltsanbieter und Analyst‘ die Gründe für diese Krise zu durchleuchten. Den strategischen Plan von einst, sprich von 2017/18, möchte ich für alle, die sich ernsthaft für Trampolinturnen als ästhetische Sportart interessieren, durch Podcasts, Blogs und Vlogs zugänglich machen und nicht wie damals vergeblich nur den oben genannten verantwortlichen hauptamtlichen Trainern und Trainerin. So, hoffe ich, wird mehr Verständnis auf breiter Basis für das Offensichtliche gewonnen, dringende Korrekturen wieder aufgegriffen, eingeleitet und umgesetzt.
Ein schwieriges Unterfangen, denn für wen ist was und zu welchem Zeitpunkt das Richtige? Und wie mit allen schwierigen Dingen im Leben, gibt es keinen Platz für sie in der Unvergänglichkeitsgleichung. Ich möchte für meinen liebgewonnen Sport als Analyst, Wegbegleiter und vor allem als Diener fungieren. Hoffen wir auf das Beste!
In diesen schwierigen Zeiten, passt auf euch auf, bleibt gesund und munter.
Euer Podcaster, Blogger und Vlogger
David Pittaway